Bayerisch-Österreichisches SeelsorgerInnentreffen in Stift Reichersberg
Den Festvortrag hielt Prälat Mag. Martin Felhofer OPraem, Abt des Stiftes Schlägl, zum Thema: „Geheimnisse unseres Glaubens – Sieben G des Glaubens“. Ausgehend von Wurzeln und Halt des Glaubens (symbolhaft auf seinem Abtkreuz verankert) geleitete und begleitete Abt Martin Felhofer zu den sieben G – den Geheimnissen des Glaubens.
Mag. Martin Felhofer OPraem, Abt des Stiftes Schlägl. © Stift Reichersberg
1. Geschenk
Gott glaubt zuerst an mich, längst bevor ich an ihn glauben konnte. Mit Papst Franziskus und dem ersten Ziel für das Jahr des geweihten Lebens: „Dankbar auf die Vergangenheit schauen.“ Dankbarkeit muss man immer wieder lernen. Es braucht deshalb Orte, wo man das Danken lernt.
2. Gebet
SeelsorgerInnen haben heute unendlich viel zu tun, zu organisieren: Aktivität steht ganz oben! Gebetszeiten sind vorgegeben, sind als Zeiten des Aufatmens (Apostelgeschichte 3,20) geschenkt. Das Gebet ist der Atem der Seele („Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete“, Gotteslob 422. Es braucht in der Zerrissenheit die Sammlung und im Lärm die Stille. Das Läuten der Glocke ist immer ein Weckruf: Komm, halt inne!
3. Geben
SeelsorgerInnen dürfen Kostbares weitergeben: Sie dürfen den Glauben weitergeben mit demütigem Selbstbewusstsein. Glaube ist immer Empfangen und Geben. Wechselwirkung: Gebét – Gébet!
4. Gehen
Über das Gehen spricht die Heilige Schrift oft und besonders Jesus selbst.
Sehr deutlich spricht Papst Franziskus über die Kirche (Evangelii gaudium): „Kirche ist aufgerufen, aus sich selbst herauszugehen und an die Ränder zu gehen. Wenn die Kirche nicht aus sich selbst herausgeht, um das Evangelium zu verkünden, kreist sie um sich selbst und wird krank.“ Er wird nicht müde, allen ChristInnen und den SeelsorgerInnen diese Kirche „im Aufbruch“ ans Herz zu legen.
5. Gastfreundschaft
Es ist eine Herausforderung an die Pfarrgemeinden und Klöster, eine wirkliche Kultur und Kompetenz der Gastfreundschaft zu pflegen, sodass sie den Menschen, die sich mit dem Wunsch nach einem Ritual und nach einem Segen an sie wenden, respektvoll begegnen.
Es geht darum, dem Gast eine Freundschaft anzubieten, ohne ihn zu binden, und eine Freiheit, ohne ihn allein zu lassen.
6. Gespräch miteinander und übereinander
Zwei Arten von Gesprächen werden als wichtig erfahren: Zuerst: dem anderen sagen, was gut ist. Der Dialog über positive Dinge schafft ein Klima der gegenseitigen Achtsamkeit. Es ist gut, dem anderen zu sagen, worin man sich beschenkt weiß. Auf dieser Grundlage ist es einfacher, ein Gespräch über negative Dinge, über Fehler und notwendige Korrekturen („correctio fraterna“) zu führen.
7. Gemeinschaft
„Wer glaubt, ist nie allein“ (Motto des Besuches von Papst Benedikt in Altötting). Wenn jemand sagt: „Glaube ist meine Privatsache“, dann beraubt er den Glauben einer ganz wichtigen Dimension (privare = berauben). Glaube ist aber eine sehr persönliche Entscheidung: Der Mensch und damit auch sein ganzes Leben ist als Persönlichkeit ein Wesen des Miteinander und der Gemeinschaft (Martin Buber: „Der Mensch wird am DU zum ICH“).
Geduld, Gelassenheit
Wenn man will, lassen sich diese Punkte erweitern oder aber mit einem 8. G wie Geduld und Gelassenheit abrunden.
Über 60 SeelsorgerInnen aus den Diözesen Linz und Passau folgten der Einladung ins Stift Reichersberg. © Stift Reichersberg
Im Anschluss an den Vortrag feierten die Seelsorgerinnen und Seelsorger in der Stiftskirche eine festliche Pontifikalvesper, der Bischof em. Dr. Maximilian Aichern OSB vorstand. Er verwies in seiner Predigt auf das Domweihefest vor 91 Jahren und die gemeinsamen Wurzeln der Mutterdiözese Passau und der Tochterdiözese Linz.
Bischof em. Dr. Maximilian Aichern OSB. © Stift Reichersberg
Nach dem Gottesdienst rundete ein gemütliches Beisammensein im Stiftsbräustüberl den spirituellen und gemeinschaftlichen Nachmittag im Kreise der oberösterreichisch-bayerischen SeelsorgerInnen ab.
(Klemens Pillhofer CanReg / Stift Reichersberg (be)